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Hormone und Medikamente – Der kleine Unterschied

Andreas Jurgelucks

Hormone und Medikamente – was ist der Unterschied?

Immer wieder einmal kommen Klientinnen in unsere Praxis, meistens ab fünfundvierzig Jahren aufwärts, die über wiederkehrende Blasenentzündungen, verminderte Lubrikation (Durchfeuchtung der Scheidenschleimhaut) und damit verbunden Jucken oder Brennen im Genitalbereich oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr klagen. Manchmal treten begleitend Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen auf. Besuche beim Gynäkologen bringen in den meisten Fällen keine Veränderung. Manche Ärzte sagen dann „Was wollen Sie denn, Ihre reproduktive Phase ist doch abgeschlossen!“ oder geben Ratschläge, Gleitmittel oder Öl zu verwenden. Die erstgenannte Aussage ist in meinen Augen eine Frechheit – als wäre die Vermehrung der einzige Grund für Sexualität. Der zweite Ratschlag lindert zwar möglicherweise ein wenig die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, geht aber nur auf das Symptom ein, nicht auf die Ursache. Eine der häufigsten Ursachen ist im Zusammenhang mit den geschilderten Symptomen das (prä-) menopausale Absinken der Sexualhormone, insbesondere von Östrogen. Bereits einige Jahre vor der Menopause beginnt der Spiegel verschiedener Hormone im Körper zu sinken. Übrigens sinkt mit zunehmendem Alter auch bei Männern der Hormonspiegel. Weiterlesen

#Allesdichtmachen – Ich. Mache. Dicht.

Wer lebt, stört

Christiane JurgelucksIch habe einen Traum: Da ist ein Behälter, wie er zu Tausenden gefüllt mit Jauche auf Bauernhöfen steht. In dieser Kapsel lebe ich. Statt einer Tür gibt es eine Art Schraubverschluss, der mich an den Eingang eines U-Bootes erinnert. Im Traum musste ich lange schrauben, bis er sich öffnen ließ. Und ich dachte: Wenn der so schwer aufgeht, dann kriege ich ihn auch nicht schnell genug wieder zu: Da ist ja allem Tür und Tor geöffnet. Draußen sah es trostlos aus: Alte Fichten und klebrige Nadeln, so eine Art Waldsterben-Feeling, der Weg zu meiner Kapsel mit alten Steinplatten belegt, alles rostig, alles rott. In der Kapsel überraschend angenehm: Ein Ohrensessel mit einer blutorangeroten Fleecedecke. Sonst war da nichts. Offensichtlich beschrieb dieser Traum, den ich vor einem Jahr träumte, schon meine Wirklichkeit, wie ich sie jetzt fühle.

Ja, ich fühle mich eingekapselt. Getrennt, von vielem, was mir lieb und teuer war und ist und ich leider darunter.

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Pornos guckt doch jede(r), oder? – Von der Macht der Bilder

Andreas JurgelucksPornographie steht jederzeit und überall zur Verfügung. Dank Smartphone, Internet-Flatrate und riesigen Datengräbern, die nichts anderes machen, als Pornoclips zu horten und zur Verfügung zu stellen, kann in der „zivilisierten Welt“ beinahe jeder Mensch ab einem gewissen Alter zu jeder Zeit Pornos anschauen. Die „Zugangsprüfung“ erfolgt in vielen Fällen ausschließlich über ein Popup, auf dem einfach auf „Ich bin 18 Jahre oder älter“ (sinngemäß) geklickt werden muss.

Auf der einen Seite heißt es, Pornographie sei harmlos und es wäre überhaupt nicht schlimm, Pornos zu schauen. Auch in einer aktuellen Studie von (Martinyuk & Dekker, 2018) gab der überwiegende Teil der befragten Personen an, die Pornografienutzung habe „keine“ oder „nur positive“ Auswirkungen auf das Sexualleben.

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Trennung tut weh, Bleiben aber auch

Trennung tut weh, Bleiben aber auch

Christiane JurgelucksVielleicht denken auch Sie dieser Tage über Ihre Liebesbeziehung nach und fragen sich, ob Sie so mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin weiterleben möchten, lassen Ihre Gedanken in Richtung möglicher Trennung schweifen, um sie gleich wieder zu verwerfen. Zu undenkbar die möglichen Konsequenzen und zu wenig Mut, weiterzudenken.

Gestern sprach ich mit einer Klientin, die ich vor einigen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann beraten hatte. Zum Abschied sagte sie am Telefon: „Wie schade, dass Sie nicht mehr schreiben. Ich schaue immer mal wieder auf Ihre Website und hoffe einen neuen Text zu finden…. Ich habe mich da immer so wieder gefunden.“

Ich möchte diesen sehr persönlichen Wunsch zum Anlass nehmen, mal wieder etwas von mir hören zu lassen. Denn ich schreibe immer noch sehr gern und viel, allerdings vorwiegend privat für mich selbst, Zeugnisse meines Erlebens, Reflexionen und schriftliches Zweifeln und Träumen. Vieles von dem, was mein Herz berührt und meinen Kopf bewegt, empfinde ich als sehr persönlich und ich fühle mich unsicher, ob ich das öffentlich teilen möchte. Das ist eine Seite in mir. Die andere profitiert selbst sehr von persönlichen und ehrlichen Texten. Ich fühle mich dann verbunden, verstanden und nicht mehr so allein und deshalb kann ich den Wunsch meiner ehemaligen Klientin gut verstehen und schenke ihr diesen Text, auch weil er ein bisschen mit ihrer eigenen Frage zu tun hat.

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„Mundtot“ – Über Unsagbares und unsägliche Reaktionen

Gestern Morgen in der Badewanne – nachdenkend über diese sehr besondere Zeit – kam mir der Gedanke, ich müsste einmal über das „Unsagbare“ schreiben. Eigentlich ein Widerspruch.

Vor einigen Tagen teilte ich einen Post auf facebook, der sich mit der Rolle der Polizei im Zusammenhang der „Coronabestimmungen“ beschäftigte und sich mit der Frage auseinandersetzte, wie weit Polizisten gezwungen würden, gegen eigene Überzeugungen handelnd tätig zu werden. Ich denke, das ist ein Konflikt, den alle Menschen aus Berufsgruppen kennen, die Kraft Status und Hierarchie tun müssen, was den Anordnungen entspricht.

Vor ein paar Tagen hatten wir (mein Mann und ich) Besuch eines Beamten der Hamburger Polizei in unserer Wohnpraxis. Er wies mich darauf hin, dass ich die Polster auf der Bank vor unserer Praxis zu entfernen habe, da so die Bestimmungen lauten. Vorsichtig darauf hingewiesen, dass dies unsere private Bank sei auf der wir gemeinsam unseren Kaffee oder unser Glas Wein genießen würden, konterte er mit der Aussage, dass genau dies wegen Corona nicht erlaubt sei, schulterzuckend, sich entschuldigend, „so seien jetzt die Zeiten.“

So räumte ich zunächst die Kissen hinein, ich wollte keinen Ärger, aber zunehmend regte sich Widerstand in mir. Was haben oder hatte die Absicht, die Pandemie einzudämmen, mit den Kissen auf der Bank oder dem schon viel zitierten „Lesen eines Buches auf einer Parkbank, zu tun. Ich überlasse es Ihnen selbst.

Ich fühlte mich hilflos und auf eine ganz blöde Art und Weise wie ein Kind behandelt. „Wir wissen, was gut für Dich ist, denn Du bist nicht in der Lage, die Verantwortung für Dich selbst zu übernehmen.“ Dabei kann ich das sehr gut. Schon lange vor den massiven Einschränkungen unserer Grundrechte hielt ich Abstand und mied Menschenmengen. Samstagsshoppen mit Millionen anderer Menschen war mir schon immer ein Greul und auch der Respekt vor dem intimen Raum eines anderen schon immer wichtig. Das heißt, die neue Normalität überschneidet sich nicht unerheblich mit meiner Wohlfühlnormalität.

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Du willst doch nur Sex!?
Auch Männer sehnen sich nach Berührung, die unter die Haut geht

Andreas JurgelucksJa, ich gestehe: ich bin berührungsabhängig. Berührung ist meine Droge. Wenn ich vor der Entscheidung stünde, den Rest meines Lebens entweder nur noch Sex oder nur noch Berührung erleben zu dürfen – ich würde ohne zu zögern die Berührung wählen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Sex sehr. Dennoch könnte ich eher darauf verzichten als auf Berührung. Kennen Sie auch diese wahnsinnige Sehnsucht nach der warmen Haut Ihres Lieblingsmenschen, wenn Sie sich eine Weile nicht gesehen haben? Je länger diese Zeit wird, desto unangenehmer wird die Sehnsucht für mich. Und dann, wenn man sich endlich wieder sieht – die erste Umarmung nach Tagen – für mich fühlt sich das an, als wenn der gesamte Körper ausatmet. Den anderen spüren, den Herzschlag und den Atem, die Wärme der Haut. Und gleichzeitig eine wunderbare Wärme, die von innen aufsteigt und die Seele wärmt. Ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass meine Liebste mir ihre Hand direkt durch die Haut hindurch bis ins Innerste, bis zum Herz ausstreckt, um es ganz sanft in ihrer Hand zu halten. Und wenn ich sie berühre, kann es vorkommen, dass ich in dieser Berührung dermaßen aufgehe, als wäre mein ganzer Körper die Berührung.Berührung ist (über)lebensnotwendig. Säuglinge, die nicht genügend Körperkontakt haben, entwickeln möglicherweise später problematische Beziehungsmuster oder sterben sogar im schlimmsten Fall. Aber auch im Alter, wenn Menschen vereinsamen, weil sie die letzten in ihrer Generationenfolge sind, brauchen sie Berührung. Wie wichtig (wohlmeinende) Berührungen für uns Menschen sind, ist sehr anschaulich und ausführlich in der Welt in diesem Artikel beschrieben. Und in diesem kurzen Video wird von Berührung als Therapieform berichtet.

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Der Klimawandel im Leben – Wenn es im Bett heiß wird.

Christiane JurgelucksKürzlich las ich bei Facebook einen Aufruf des Universitätsklinikums in Hamburg: Es wurden Frauen in den Wechseljahren gesucht, die Interesse hätten, an einer PLACEBO-Studie teilzunehmen, also bereit wären, ein Medikament ohne Wirkung gegen Wechseljahrsbeschwerden einzunehmen. Das fand ich – selbst in der Menopause – spannend. Irgendwie wollte sich mir der Sinn nicht erschließen. Also schrieb ich eine kurze Mail und einen Tag später meldete sich eine junge Interviewerin bei mir, die mir mitteilte, dass sie mir erst einige Fragen stellen müsse, um herauszufinden, ob ich zur Teilnahme zugelassen werden könne. So beantwortete ich einige Fragen am Telefon, unter anderem die nach der Häufigkeit von nächtlichen Hitzewallungen, wovon ich auch einige zu bieten hatte. Auf die Frage, wie ich diese beurteile, meinte ich, dass ich sie komplett überflüssig fände. Darauf die Interviewerin: Leider können Sie nicht zugelassen werden, Ihre Beschwerden sind nicht ausgeprägt genug!

Also – wenn ich das richtig deute, dann soll untersucht werden, ob ein Scheinmedikament gegen sehr heftige Wechseljahrsbeschwerden wirken kann! Häääh?? Höre ich da richtig. Alles psychisch?! Nicht wirklich ernstzunehmen. Ich fühlte mich leicht verarscht – entschuldigen Sie den Ausdruck. Nicht wegen mir, sondern wegen all derer Frauen, die wirklich massive Beschwerden haben und die mit dem Placebo, wenn es denn wirken sollte, in eine Ecke gerückt werden, in der sie nicht wirklich ernst genommen werden.

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Wenn der Steuerprüfer zweimal klingelt

Christiane JurgelucksHerzlich willkommen nach so langer Zeit zum traditionellen Silvesterblog. Ab sofort muss ich mir genau überlegen, was ich hier schreibe, denn das Finanzamt liest mit. So lässt sich wohl eine recht eindrückliche Erfahrung der letzten Monate beschreiben, die an einem sonnigen Morgen mit Handyklingeln begann. Normalerweise ist mein Handy immer auf stumm geschaltet, aber an diesem Morgen war es das aus irgendeinem Grund nicht, so antwortete ich an diesem recht frühen Morgen noch etwas verschlafen mit meinem Namen. Am anderen Ende der Leitung ein überaus freundlicher junger Mann des Finanzamtes, der mir gut gelaunt eine Außenbetriebsprüfung ankündigte und meine Überraschung geschickt nutzte, um mir die ersten „lockeren“ Fragen über meine Barkasse zu stellen. Das Ganze hübsch eingewebt in freundlichen Smalltalk über „Gott und die Welt“.
Dazu freundliche Anmerkungen darüber, dass er sich in das Sachgebiet auch erstmal einarbeiten müsse, sich in der Sparte der Paartherapie ja gar nicht auskenne, aber eine mögliche nachträgliche Umsatzsteuerpflicht zur Debatte stünde. Ganz und gar harmlos, ein Finanzamtwelpe sozusagen (will nur spielen). Später las ich im Netz, dass dieses Verhalten typisch sei. Schön locker, investigativ, leider nicht neutral, sondern immer Witterung aufnehmend, einer potenziellen Straftat auf der Spur. Ich dachte, dass Steuerprüfer und Therapeuten eine große Gemeinsamkeit haben:

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Darf man das oder tut man das nicht? – moralische und gesellschaftliche Werte im Konflikt am Beispiel von Affären

Christiane JurgelucksGestern hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Klientin, die ein Frauen-Foto-Projekt plant. In diesem Projekt werden Frauen eingeladen, sich in den verschiedensten Rollen selbst zu inszenieren. Jede Frau könne sich überlegen, in welcher Rolle sie sich zeigen möchte und wie sie diese darstellt.

Während meine Klientin erzählt, schießt mir durch den Kopf, dass ich am liebsten keine Rolle einnehmen möchte, einfach ich-selber-sein. Aber natürlich ist das unrealistisch. Wir alle nehmen Rollen ein, füllen sie mehr oder weniger gut aus, manche davon freiwillig und andere werden uns zugeschrieben. Ich dachte an die vielen Rollen, die ich in meinem Leben schon eingenommen und ausgefüllt habe und welche ich freiwillig wieder aufgegeben habe. Weiterlesen

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Umbrüche & Trennungen – Über den Umgang mit großen Veränderungen im Leben – von Andreas Schreyer

Andreas SchreyerUmbrüche. Für manch einen gehören sie beinahe zum Leben, wie das tägliche Brot. Andere wiederum kennen sie kaum oder nur einige ganz wenige Male im Leben. Manche Umbrüche passieren einfach so, ohne dass man sie beeinflussen kann. Wie aber sieht es mit Umbrüchen aus, die man selbst herbeiführt?  Ich meine wirklich große, existenzielle Veränderungen. Weiterlesen