Lust & Liebe und das Glück – Was kann ich für beglückende erotische Erfahrungen tun?
Letzte Woche hatte ich von meiner nicht ganz freiwilligen nicht erotischen Glücksuche in Hamburg berichtet. Diese Woche möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, was wir selbst für beglückende erotische und Erfahrungen tun können.
Geborgenheit und beglückende erotische Erfahrungen:
Wahrscheinlich stimmen Sie mit mir überein, dass das Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Geliebtsein hilft, uns in der Erotik einzulassen und unserem Partner / unserer Partnerin zu vertrauen, loszulassen und zu entspannen. Die meisten Menschen sagen von sich, dass Sex dann am meisten Freude macht, wenn man vertraut miteinander ist, sich gut kennt und weiß, was der andere mag oder eben auch nicht.
So weit so gut. Manchmal aber stört zu viel Sicherheit auch die Lust. Viele Paare werden das kennen: Sie fühlen sich wohl miteinander, haben Spaß und sind ein gutes Team, nur im Bett läuft nichts oder fast nichts mehr. Man ist zu müde, zu beschäftigt, will den Film noch zu Ende sehen oder das Computerspiel noch beenden. Für Sex ist morgen noch Zeit oder nächste Woche….
Hier hat sich zu viel gemütliche Geborgenheit eingeschlichen, zu viel Sicherheit in der Beziehung, zu viel Bequemlichkeit.
Aus der Forschung ist bekannt, dass Menschen, die sich in ihrer Beziehung langfristig sicher und geborgen fühlen, weniger Sexualtität leben als Menschen, die in ihrer Beziehung immer wieder verunsichert sind. Sexualtät und Erotik scheinen also auch dazu zu dienen, einen Menschen dauerhaft an sich zu binden, Sicherheit herzustellen.
Für mich als Therapeutin spannend ist die häufige Beobachtung, dass Sexualität bei Paaren extrem zunimmt, wenn die Beziehung plötzlich auf dem Prüfstand steht. Paare sind dann oft ganz verunsichert: „Wir wollen uns eigentlich trennen, aber da ist plötzlich so viel Lust, ich kann es mir selber nicht erklären.“ Oder: „Der Sex ist jetzt so intensiv. Als ginge es um Leben und Tod! Warum erst jetzt?“
Jetzt, weil durch eine drohende Trennung Verlustängste mobilisiert werden und die gemeinsame Sexualtiät Bindung herstellen kann. Zudem wirkt ein gewisses Maß an ängstlicher Spannung oft lustfördernd.
Für uns in Partnerschaft lebende Menschen kann es hilfreich sein, nicht hundertprozentig zu vertrauen, nicht davon auszugehen, dass der andere immer da sein wird. Ein bisschen Unsicherheit bewahren.
Neues Erleben und beglückende erotische Erfahrungen
Während Geborgenheit und Sicherheit auf vertrautem Handeln basieren, geht es in diesem Punkt um das bewusste Hereinlassen von Fremdheit und Ungewohntem. Gar nicht so leicht für viele Menschen. Kann ich loslassen, wenn ich nicht weiß, was passieren wird? Kann ich damit umgehen, wenn das Ergebnis nicht vorhersehbar ist? Kann ich mich Situationen oder Praktiken öffnen, die neu, ungewohnt und bisher ungelebt sind?
Und auf der anderen Seite: Gibt es in unserer sexualisierten Welt überhaupt noch etwas Neues? Ist nicht schon alles erlebt, getan, durchdacht und besprochen? Wie komme ich auf neue Ideen? Was ist, wenn ich merke, dass ich gar nicht weiß, was ich noch erleben möchte?
Eine gute Möglichkeit, sich selbst auf die Spur zu kommen, ist die Beschäftigung mit den eigenen erotischen Phantasien. Wovon träume ich? Was stelle ich mir in meinen geheimen Phantasien vor? Was wage ich nicht, auszusprechen? Vielleicht gibt es innerhalb dieser Phantasien kleine Sequenzen, die gelebt werden könnten.
Etwas Mutiges tun und beglückende erotische Erfahrungen
Dieser Punkt gehört zu meinen erotischen Favoriten. Wenn wir mutig sind, kennen wir unsere Grenzen und akzeptieren unsere Ängste. Gleichfalls trauen wir uns, diese Grenzen schrittweise ein kleines bisschen zu verschieben und mit unserer Angst umzugehen. Wir erobern Raum und machen neue Erfahrungen, sind in unserem Tempo Entdecker und Entdeckerinnen, akzeptieren, dass nicht jede neue Erfahrung eine gute oder beglückende sein muss, freuen uns darüber, dass wir uns getraut haben und ein Risiko eingegangen sind.
Wenn wir Mutiges tun, bleibt die Zeit ein bisschen stehen. Die Wahrnehmung ist ganz intensiv, wir spüren uns gut. Vielleicht klopft das Herz, wir legen uns 100mal Sätze zurecht, bevor wir es schaffen, unsere Wünsche mitzuteilen, doch in dem Moment, wo wir uns trauen, sind wir zutiefst lebendig und wieder ganz jung. Wir haben es geschafft. Das allererste Mal. Und der Partner oder die Partnerin? Kann auch mutig sein. Lernt uns wieder ein Stück anders kennen. Kann aber auch erschrecken oder irritiert sein. Das macht das Risiko aus.
Ganz da sein – die Intensität beim Tun
Vielleicht kennen Sie das auch? Eigentlich möchten Sie sich einer Sache ganz widmen, doch es geht nicht: Ständig neue Gedanken, die ablenken. To-Do-Listen, die abgearbeitet werden wollen, Geräusche, die aufschrecken lassen. Manchmal auch ein innerer Kritiker oder eine Beobachterin, der oder die flüstert: Sollte sich das gerade nicht anders anfühlen? Du musst dich konzentrieren! Das wird heute sowieso nichts! Und so weiter. Gerade Frauen kennen das nur zu gut. Eigentlich wäre Zeit und Muße für das Miteinandersein, aber eben nur eigentlich. Was hilft?
Helfen kann, nur etwas zu tun, was wirklich Freude macht, auch in der Erotik. Helfen kann auch, etwas zu tun, was neu oder mutig ist. Definitiv hilfreich ist, den Partner oder die Partnerin anzuschauen, wirklich Verbindung aufzunehmen mit Augen, Herz und Händen.
Freude und Dankbarkeit und beglückende erotische Erfahrungen
Vielleicht finden Sie es trivial, weil es den meisten von uns so selbstverständlich ist, aber ich plädiere für die Dankbarkeit. Ich kann dankbar sein, wenn ich einen Parter oder eine Partnerin habe, die oder der mich liebt. Ich kann dankbar sein, dass ich lebendig bin oder gesund. Ich kann dankbar sein, dass ich den Luxus habe, einem Beruf nachzugehen, der mich ausfüllt. Ich kann dankbar sein, dass ich so gesund bin, dass ich arbeiten kann. Dass es meiner Familie meistens gut geht, ich relativ selbstbestimmt leben kann, dass ich mich mit Erotik beschäftigen darf. Absoluter Luxus.
Meine Lieblingsübung zur Dankbarkeit ist folgende: Wenn Sie abends ins Bett gehen, finden Sie 3 Dinge oder Situationen, für die Sie dankbar sein können. Am besten wirkt die Übung, wenn Sie diese Dinge oder Situationen mit konkreten Menschen in Verbindung bringen können. Wenn Sie dies mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin tun, vertieft die Übung die Freude an Ihrer Beziehung und Sie laufen weniger Gefahr, nur das wahrzunehmen, was Sie nicht bekommen. Sie können länger verliebt bleiben, weil Sie die Bemühungen und das Interesse wertschätzen und sich darüber freuen können.
Die richtige Kleidung/Körperschmuck und beglückende erotische Erfahrungen
Wenn Sie meinen letzten Beitrag gelesen haben, wissen Sie, dass ich auf meinen Daunenmantel anspiele, der mir im kalten Hamburg wunderbare Dienste geleistet hat. Jetzt geht es natürlich nicht um das Tragen von Daunenmänteln oder zumindest nicht ausschließlich, es sei denn Sie hätten einen Mantelfetisch.
Kleidung oder die Art, sich zu schmücken, spielt von je her eine große Rolle im erotischen Spiel. Kleidung oder Wäsche hilft, uns begehrenswert und sexy zu fühlen. Kleidung hilft uns, mit verschiedenen erotischen Rollen zu spielen oder eine Auszeit aus dem Alltag zu nehmen. Nicht umsonst gibt es die Alltags- und die Sonntagskleidung.
Auch hier rate ich, etwas Neues auszuprobieren und die gewohnte Kleidung einmal auszutauschen. Wie wäre es, sich einmal richtig für den Partner „aufzubrezeln“, ganz Frau sein oder ganz Mann, was auch immer dies für Sie bedeutet. Auch hier kann sich Mut lohnen. Wie wäre es, unter dem „Daunenmantel“ mal nichts oder wenig zu tragen? Wie wäre es mit Wäsche in ungewohnter Farbe? Wie wäre es mit figurbetonter Kleidung oder auch mal einem „netten Fummel“ aus der erotischen Boutique?
Wenn ich in meiner Praxis keine erotische Spannung zwischen Partnern wahrnehmen kann, bitte ich das Paar um ein kleines Experiment, worauf es in der Regel auch eingeht. Die Aufgabe ist folgende: Zum nächsten Paartermin bitte ich beide, sich eindeutig als Frau und als Mann zu präsentieren, mit allem, was für das Paar dazu gehört. Die Vorbereitungen müssen geheim bleiben. Nach dem Termin gehen sie aus und benehmen sich möglichst so, als sei es ihr 2.oder 3. Date, möglichst an einem Ort, einer Bar oder einem Restaurant, wo sie noch nie waren. Dort spielen ein erotisches Spiel, das da lautet: „Wie kann ich Dich verführen?“
Oft machen Paare schöne Erfahrungen, manchmal aber auch irritierende. So musste ein in jeder Hinsicht souverän wirkender Ehemann feststellen, dass es ihm schwer fiel, in die Rolle des Verführers zu finden, und seiner Frau phantasievolle und interessierte Fragen zu stellen, während die sehr unsicher wirkende Ehefrau, viel Freude am gemeinsamen Rollenspiel entwickelte und ihren Mann zuhause kurz vor dem gemeinsamen Sex mit der Aufforderung irritierte: „Hast Du ein Gummi besorgt? Ich habe Dich gerade erst kennengelernt, ich mache es nur mit Gummi.“ Die Frau erlebte ihren Mann das erste Mal sprachlos, und das tat ihrer Beziehung gut, weil es half, ein Gleichgewicht herzustellen.
Na klar geht es beim Trennungssex um „Leben und Tod“! Im erweiterten bindungsbasierten Modell von Sue Johnson stellt diese temporäre, höchst intensive Tabledance-Einlage kwasi die lustvolle Alternative zum Scheidungspogo dar 🙂
Kreativ ausgedrückt. Mein Kompliment.